Obwohl der deutsche Maler nur eine kurze Schaffensperiode vorweisen kann, hat er einige bedeutsame Arbeiten erschaffen. Bei genauer Betrachtung der einzelnen Werke wird klar erkennbar, dass sich sein Stil über die Jahre verändert an.
1902 Bildnis der Mutter
Das Gemälde ist nach seinem Eintritt in die Münchner Kunstakademie entstanden. Es zeigt seine Mutter sitzend auf einem Stuhl, wie sie in einem Buch liest. Bei dem Bild handelt es sich um eine ungeschönte Darstellung, die eine Alltagsszene widerspiegelt. Wie es für den Realismus typisch war, hat Franz gedämpfte Farben verwendet. Dennoch lässt es sich der Künstler nicht nehmen, dem Werk eine kraftvolle und spirituelle Aura zu verleihen.
1906 Zwei Frauen am Berg
Bei dieser Komposition hat Marc keineswegs auf den Realismus geachtet. Vielmehr kommt ein neues stilistisches Interesse zum Vorschein. Am Spiel mit Farbe und Form fand der Maler bei dieser Interpretation sofort gefallen. An diesem Bildnis lässt sich erkennen, dass der kreative Zeitgeist verschiedene Werke der Post-Impressionisten genau studiert hatte. Die zwei dargestellten Frauen waren Marie Schnür und Maria Franck.
Das Bild ist mit losen Pinselstrichen unterfüttert und beinhaltet im gleichen Atemzug abstrakte Züge. Die Körper der beiden Damen stellt Franz mit ausdrucksstarken und linearen Pinselstrichen dar. Breite Farbbänder bilden die Landschaft im Hintergrund ab. Wiederholungen von Linien bringen die geschwungenen Konturen vor allem vom Maria Francks liegendem Körper effektvoll zum Ausdruck.
1911 Die gelbe Kuh
Marc sah in der Farbe Gelb weibliche Emotionen. Die hinzugefügten blauen Flecken sollten quasi eine Verschmelzung von Männlichkeit und Weiblichkeit widerspiegeln. Den Mittelpunkt des Ölgemäldes bildet die gelbe Kuh. Bildbeherrschend schiebt sie sich in den Vordergrund und macht Bäume, Hügel und Pflanzen zu Nebenschauplätzen. Obwohl auf den ersten Blick die Kuh massig und schwerfällig wirkt, scheint sie temperamentvoll zu springen. Euter, Hufe und Gesichtszeichnung weichen vom dominanten Gelbton ab. Die schwarze Konturen verdeutlichen das Erscheinungsbild und rücken es realistischer in den Fokus.
1911 Franz Marc Blaues Pferd
Kritikern zufolge hatte Marc mit diesem Werk gegen damals geltende Regeln der guten Malerei verstoßen. 1911 konnten viele Zeitgenossen mit dem außergewöhnlichen Machwerk nichts anfangen. Abstrakte Kunst war verpönt, sodass ein Großteil der Bevölkerung das Bild mit Nichtbeachtung bestrafte.
Dabei hatte sich der Maler bei diesem Entwurf mächtig ins Zeug gelegt. Extrem durchdachte Farbkompositionen und klare Formen bestimmten das Motiv. Heutzutage gilt DAS BLAUE PFERD als Ikone der Klassischen Moderne.
Das Schaubild präsentiert ein in blau gemaltes Fohlen, das den Kopf leicht zur Seite geneigt hat. Für Hufe und Mähne hat Marc mit dunklem Marineblau gearbeitet. Der Oberkörper hingegen weist hellblaue und weiße Stellen auf. Auch bei den weiteren Darstellungselementen hat sich der Maler reichlich aus dem Farbtopf bedient. Im Hintergrund offenbart das Bild eine Hügellandschaft, die sich aus Nuancen wie Karminrot, Gelb, Violett, Blau und Orange zusammensetzt. Kräftige Pinselstriche in Hellgrün und Dunkelgrün deuten eine Vegetation an.
Zweifelsohne hat Marc mit seinen außergewöhnlichen Arbeiten einen Teil zur Avantgardebewegung beigetragen. Nicht umsonst gilt er als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine farbenfrohen und mitreißenden Tierbilder im expressionistischen Stil waren schon immer eine Augenweide, und sie erhitzten mitunter die Gemüter. In seiner produktiven künstlerischen Laufbahn hat das Ausnahmetalent zahlreiche Ölgemälde geschaffen, aber auch eine Menge Zeichnungen, Aquarelle, Postkarten, Glasbilder sowie plastische Arbeiten der Nachwelt hinterlassen.
Seit 1986 können die Meisterwerke des expressionistischen Malers im Franz Marc Museum in Kochel am See in Oberbayern bewundert werden. In den Ausstellungsräumen des Museums sind über 150 Werke und viele persönliche Gegenstände sowie schriftliche Dokumente aufbewahrt.